Digitales Storytelling im Museum

Das Gäubodenmuseum Straubing präsentiert sich mit neuer, einzigartiger Indoor-Navigation

© Thomas Killinger, Gäubodenmuseum Straubing
© Thomas Killinger, Gäubodenmuseum Straubing

Eine App fürs Museum: Das gab es in Straubing noch nicht, aber für andere Museen. Und doch ist die App in Straubing etwas Besonderes. Die Inhalte können nicht nur vom Besucher über den Touchscreen seines Smartphones abgerufen werden, sondern tun sich dazu auf dem Handy dank einer neuartigen Indoornavigation selbstständig auf!

 

Die FabulAPP der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern

Storytelling im Museum ist ein wichtiger Baustein für die Vermittlung von Inhalten. Die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen und die Bayerische Sparkasenstiftung haben mit dem Baukastensystem FabulAPP ein CMS (Content Management System) entwickelt, das von Bayerischen Museen genutzt werden kann, wie Dr. Dirk Blübaum ausführt. Mit der FabulAPP können kostenfrei Applikationen entwickelt und betrieben werden. Die Betriebs- und Wartungskosten werden durch die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern getragen. Aktuell gibt es 80 Pilotmuseen. Die bisher einzige Museumsapplikation mit dem Modul Indoornavigation nutzt ab heute das Gäubodenmuseum. Sie ist für die Betriebssysteme Android und IOS in den jeweiligen Stores in deutscher und englischer Sprache erhältlich (Suchbegriff: Gäubodenmuseum oder QR-Code unten einscannen).

 

qr-Codes IOS und Android deutsch

 

Die Inhalte der FabulAPP Gäubodenmuseum

Die Inhalte der Applikation für das Gäubodenmuseum wurden sehr aufwändig unter Mitarbeit von Georg Greven, M.A. und Ildiko Bösze, M.A. entwickelt, erklärt Prof. Dr. Günther Moosbauer. Die Vertonung der in der APP integrierten Audios erfolgte durch die Firma Mr. Signal, die in den Personen von Claus Jobst und Michael Morgenstern weit über den Auftrag hinaus bei der Ausstattung des Museums mit einem lokalen W-LAN und der Realisierung der Streamingfunktion der FabulAPP unterstützt haben. Ohne diese wäre die App zu groß geworden. Behandelt werden die Abteilungen Vor- und Frühgeschichte, Römerzeit und „Baiern gefunden!“. Die Stadtgeschichte wurde bewusst noch nicht mit integriert, da hier eine Neuaufstellung erfolgen soll. Geschichten werden in Text und Audio erzählt zu besonderen Fundstücken, aber auch zur Geschichte einzelner Epochen. Fiktive Personen aus der Vergangenheit bringen uns ihre Zeit näher und machen sie erlebbar. Zu einem kleinen Bronzeeimerchen in der Vorgeschichtsabteilung gibt es sogar einen von Ildiko Bösze produzierten Kurzfilm. Die Inhalte der deutschen App für die Abteilung „Baiern gefunden!“ sind sehr reduziert gehalten, da sie sich in den interaktiv gestalteten Vitrinen in der Ausstellung selbst befinden. Dafür sind die deutschen Texte dieser Abteilung zu einem guten Teil übersetzt in der für „Baiern gefunden!“ wesentlich umfangreicheren englischen App enthalten. Die englische APP erschließt das Gäubodenmuseum für ein internationales Publikum, da im Haus meist nur deutschsprachige Beschriftungen vorhanden sind. Damit beschreitet das Gäubodenmuseum den Weg in die Zukunft der digitalen Vermittlung, wie berufsmäßiger Stadtrat Alois Lermer betont.

 

Die neuartige Indoornavigation

Auf Initiative der Bayerische Sparkassenstiftung entstand im Gäubodenmuseum 2019 das Pilotprojekt, für die FabulApp eine Indoornavigation zu entwickelnl. So wurde über das Gäubodenmuseum Prof. Dr. Frank Deinzer mit seinem Team von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt beauftragt, dieses Modul zu entwickeln. Diese Wissenschaftler sind international bekannt für ihre Kompetenz bei der Smartphone basierten Indoor-Lokalisierung. Bluetooth, das über Beacons (kleine vor Ort montierte Sender) ins Museum gebracht wird, dient einem Algorithmus, der über die App auf dem Handy der Besucher läuft, die Position im Museum festzustellen. Tests haben gezeigt, dass diese Lokalisierung im Gäubodenmuseum auf etwa einen Meter genau sein kann, wie Prof. Dr. Frank Deinzer berichtet. Voraussetzung dafür ist ein Smartphone mit Gyroskop - heute meist Standard. Eine Weiterentwicklung der Plattform der Inhalte zusammen mit den Navigationsal­gorithmen könnte in Zukunft die Möglichkeit bieten, für Menschen mit Beeinträchtigung neue Orientierungshilfen im Museum zu schaffen. Aktuell öffnen sich für den Besucher die Inhalte zu den Räumen, in denen er sich befindet, wenn die richtige Tour eingestellt ist.

 

Sparkasse Niederbayern-Mitte fördert das innovative Projekt

Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Niederbayern-Mitte, Walter Strohmaier, zeigte sich hocherfreut, dass das Gäubodenmuseum Straubing nach 2018 (Pepper’s Ghost in der Abteilung „Baiern gefunden!“) auch 2019 durch die Bayerische Sparkassenstiftung mit einer sehr hohen Summe für die Entwicklung der Indoornavigation bedacht worden ist. Die Stiftung fördert Projekte in ganz Bayern. Eine Voraussetzung für die überregionale Förderung ist außerdem, dass auch die örtliche Sparkasse das Projekt unterstützt. „Das machen wir natürlich sehr gerne und mit vollster Überzeugung“, so Strohmaier. Er freue sich, dass mit Hilfe der Sparkassenstiftung für die Besucher des Museums ein neuer inhaltlicher Zugang geschaffen werden konnte. Darüber hinaus wird in Straubing im Gäubodenmuseum mit der Indoornavigation eine in dieser Form völlig neuartige Innovation installiert. Die Entwicklungs­arbeit von Frank Deinzer und gemeinsame Tests aller Beteiligten haben dies erst ermöglicht.

 

Innovatives Projekt in der Stiftungsarbeit der Bayerischen Sparkassenstiftung

Zukunftsweisende Projekte im Bereich der Museumsvermittlung zu fördern, ist einer der thematischen Schwerpunkte der Bayerischen Sparkassenstiftung. Bereits die FabulAPP der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern wurde durch die Bayerische Sparkassenstiftung gefördert. Die gute Zusammenarbeit mit dem Gäubodenmuseum führte dazu, dass das neue Modul der Indoornavigation im Verbund mit der Landesstelle für die Nichtstaatlichen Museen in Bayern entwickelt wurde. Damit werden für die Zukunft neue innovative Möglichkeiten in der Vermittlungsarbeit geschaffen. Darüber hinaus entstehen Möglichkeiten, in Zukunft auch für Menschen mit Benachteiligungen neue Hilfsmittel zu kreieren: Die Indoornavigation könnte in der Zukunft ein neues Instrumentarium bieten, um dem Thema Inklusion im Museum gerecht zu werden. Ingo Krüger, Geschäftsführender Vorstand der Stiftung, erhofft sich, durch die innovative Technologie einen Anstoß geschaffen zu haben, diese Ziele zu erreichen. Mit dem digitalen Storytelling in der App der Gäubodenmuseum werden dazu breite Schichten der Bevölkerung für kulturelle Inhalte begeistert.

 

Eine Bereicherung für das Gäubodenmuseum der Stadt Straubing

Oberbürgermeister Markus Pannermayr freut sich über die großartige Unterstützung des Projektes durch unterschiedliche Institutionen. Er hebt das finanzielle Engagement der Bayerischen Sparkassenstiftung und der Sparkasse Niederbayern-Mitte für die Entwicklung der Indoornavigation hervor. Zusätzlich dankt er der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen für die gute und zielführende Zusammenarbeit. Mit der Gäubodenmuseum-APP wird die Qualität der Vermittlung in den bestehenden, teils in die Jahre gekommenen Ausstellungsbereichen erheblich erhöht. Auch die Internationalisierung der Ausstellung durch eine englischsprachige, Smartphone - basierte Tour durch das Museum erfüllt ein wichtiges touristisches Anliegen der Stadt Straubing. Englischsprachige Besucher – z.B. Kreuzfahrttouristen -, aber auch die immer häufiger in Straubing anzutreffenden Gäste aus Tschechien und Italien werden profitieren. Das waren Gründe, dass sich auch die Stadt Straubing, so der Kulturausschussvorsitzende Bürgermeister Schäfer, erheblich finanziell an dem Projekt beteiligt hat. Nachdem Gruppenführungen in Zeiten der Pandemie nur schwer möglich sind, ermöglicht dieses neue Instrument darüber hinaus eine selbstbestimmte Individualführung im Museum. In Pandemiezeiten hilft also die App zusätzlich, das Museum für Besucher weiterhin attraktiv zu gestalten bzw. erlebbar zu machen. Oberbürgermeister Pannermayr dankt den Partnern, d.h. der Landesstelle, dem Team von Frank Deinzer, dem Team von Mr. Signal, dem Team des Gäubodenmuseums und den Geldgebern für die Unterstützung bei der Umsetzung des Vorhabens.

Mehr über das Projekt erfahren Sie im TV-Beitrag - dazu Bild klicken.

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